Es ist wie eine Reise in die Vergangenheit: Stundenlange Fahrt, die Wege werden immer schlechter, hören irgendwann ganz auf. Es geht ins Gelände bis irgendwann ärmliche Häuser auftauchen: die halb verlassenen Dörfer in den Bergen rund um Pogradec. Die jungen, fähigen Leute sind längst weggezogen, zurück blieben die Alten, die „einfach gestrickten“ und Menschen mit Einschränkungen. Je weiter abgelegen, desto größer die Not und Einsamkeit.
Das Sozialarbeits-Team von NG bringt viermal im Jahr Hilfsgüter und Lebensmittel und schaut nach den Menschen dort. Die Pakete sind hochwillkommen, auch wenn sie längst nicht alle Not lindern können.
Andrea und Gian Paul Ardüser, die oft an den Verteilaktionen teilnehmen, berichten: „Die wohl größten Faktoren sind die gezeigte Wertschätzung und die Regelmäßigkeit. Die Menschen wissen, sie sind nicht ganz vergessen. Viermal im Jahr trifft man sich, lernt sich kennen, es gibt immer öfter persönliche Gespräche, Umarmungen ... und wir werden auf neue Notfälle in der Nachbarschaft hingewiesen, denen wir natürlich nachgehen.“
„So zum Beispiel, als wir einen sonst sehr vitalen und emsigen Mann vermissten.Ein Hinweis führte uns zu seinem Haus, wo wir ihn krank auffanden, dem Tode nahe. Glücklicherweise war Heilpraktiker Eberhard Brachtel dabei, der sich umgehend um ihn kümmerte. Bei unserem nächsten Besuch kam der Mann uns wieder strahlend entgegengelaufen. Das war wie ein Wunder!“
Diturie freut sich über jede Hilfe und besonders über Besuch in ihrem in die Jahre gekommenen Haus im Dorf Alarup.
Andrea ergänzt: „Mich bewegt das Schicksal der Mütter. Wie meistert man Schwangerschaft und Geburt wenn der Weg zur Klinik mit langem Fußmarsch oder Maultier-Ritt beginnt und die anschließende Taxifahrt ein (im Verhältnis) kleines Vermögen kostet? Eine Schwangere erzählte mir, dass schon eines ihrer Kinder auf dem Weg ins Krankenhaus zur Welt gekommen ist, mitten in einem Schneesturm. Das Mädchen trägt heute den schönen Namen Bora (Schnee).“
Aber selbst für diejenigen, die in die Städte ziehen, geht die Rechnung oft nicht auf. In der Stadt können sie keine Nahrungsmittel anbauen, müssen Miete zahlen und finden oft keine oder nur sehr schlecht bezahlte Arbeit. Sie bleiben also auf Hilfe angewiesen.
Die Not nimmt kein Ende. Nikoleta, Leiterin der sozialen und medizinischen Arbeit, ist mit Leib und Seele dabei. Ihr größtes Problem sind die begrenzten Ressourcen: „Ich mache mir ständig Gedanken, wie wir noch besser helfen können. Wir machen das Beste aus jedem Euro, den wir bekommen. Immer wieder werde ich gefragt, warum wir gerade in die ganz weit abgelegenen Dörfer fahren, das ist mühsam, kostet viel Zeit und hohen Verschleiß an den Fahrzeugen. Das alles nur für ein paar wenige Familien ... aber wenn nicht wir, wer dann?
Das Team für soziale und medizinische Hilfe in Buçimas besucht etwa 230 Haushalte, viermal im Jahr. Sie verteilen Lebensmittel, Hilfsgüter, Brennholz und manches mehr um die größte Not zu lindern.