„Ich möchte ein Vorbild sein, eine Stimme für die Kinder und für mein Volk der Roma.“

 

Franko Ali ist Vorbild in Sachen Karriere und Barmherzigkeit

 

Es ist lange her, seit Franko die Schulbank bei Amaro Tan gedrückt hat. Mittlerweile hat er einen Master in Sozialarbeit von der Universität Tirana und ist zurückgekehrt nach Pogradec zu seiner Gemeinschaft der Roma und ihren Platz, Amaro Tan. Franko ist Sozialarbeiter in unserem Amaro Tan Programm.

Franko erinnert sich: „Als ich die Schule besuchte, war Amaro Tan noch ganz klein, nur 20-30 Kinder aus Roma- und balkan-ägyptischen Familien, die Klassen der Hoffnung*. Das besondere war, dass ich in der Schule keinerlei Diskriminierung erlebte. Ich konnte alles sagen, was ich wollte, ohne dass man mich in eine Schublade steckte oder mir mit Vorurteilen begegnete.“

„Natürlich gehört auch unsere Sprache Romani dazu, die immer noch in den Familien gesprochen wird. Unterrichtet wird in Albanisch, das beherrschen alle Roma, aber manche Dinge lassen sich in der Muttersprache einfach leichter ausdrücken. Heute ist mir die Sprache eine große Hilfe, vor allem im Gespräch mit Eltern. Gerade dann, wenn ich mal kritische Themen ansprechen muss, schafft das Vertrauen. Probleme werden bei den Roma traditionell nicht nach außen getragen, sondern man versucht, innerhalb der Gemeinschaft Lösungen zu finden. Die Tatsache, dass ich selbst Roma bin, öffnet mir viele Türen.“ 

 

„Ein weiterer Vertrauensbonus für mich ist unsere kleine Kirchengemeinde am Fuße des Berges, wo ich mich stark engagiere, das ist allseits bekannt.“

Heute sieht Amaro Tan anders aus als damals, als Franko selbst Schüler war. 135 Kinder vom Kindergarten bis zur 9. Klasse besuchen die Schule, dazu kommen die Suppenküche und eine ganze Reihe von sozialen Diensten.

Mittlerweile fokussiert sich Amaro Tan auf Hilfsbedürftige generell, egal ob Roma, Balkan-Ägypter oder Albaner. Das hilft enorm, Integration und Inklusion zu fördern. Vorurteile beginnen, sich abzubauen und in der Öffentlichkeit wird die Arbeit von Amaro Tan und ihre positiven Auswirkungen mehr und mehr wahrgenommen, sowohl von den Menschen in der Stadt als auch von den Behörden bis in die Hauptstadt Tirana.

Zu seiner Arbeit erklärt Franko: „Meine Arbeitstage stecken voller Überraschungen, kein Tag gleich dem anderen. Feste Pläne kann man da nicht machen. Sehr wichtig ist die Kontaktpflege zu den Familien. Mit den Lehrern machen wir viele Hausbesuche und laden zu Elterntreffen, wo auch brisante Themen angesprochen werden. Dazu leisten wir eigentlich alle Arten von Hilfe, quasi alles außer Geld. Vor allem die ärmeren und kinderreichen Familien müssen um das tägliche Überleben kämpfen. Die Kinder sind ein fester Teil ihrer Lebensplanung und sollen zum Broterwerb der Familie beitragen, Mädchen werden dann so früh wie möglich verheiratet, um versorgt zu sein. Es macht mich unendlich traurig, wenn wieder einmal eine gute, engagierte Schülerin, die Englisch lernt und Sport liebt, nach den Ferien nicht mehr zur Schule zurückkommt. Zum Glück passiert das heute viel seltener als früher.“ 

Sozialarbeiter und Lehrer haben hier eine doppelte Aufgabe: Erstens, den Eltern die Augen zu öffnen für den Wert von Bildung und den großartigen Chancen, die sich dadurch bieten. Das braucht viel Überzeugungsarbeit und Franko kann hier selbst als Vorbild überzeugen. 

Zweitens brauchen manche Familien dringend Hilfe beim Lebensunterhalt. Franko meint: “Schulspeisung und Lebensmittelpakete sind da schon mal eine große Hilfe, aber wir sind auch in Notlagen für die Familien da. Es ist für mich eine große Ermutigung, dass in Pogradec kaum mehr Bettler zu sehen sind und die Kinder keine Flaschen sammeln, sondern zur Schule gehen können.“


*Die Organisation Jugend mit einer Mission hatte die Klassen der Hoffnung 2001 von NG übernommen und zu einer Schule mit christlicher Ausrichtung ausgebaut, die ab 2008 NG weitergeführt  wurde.